Jason Dark: „ICH KANN AUS EINER MÜCKE EINEN ELEFANTEN MACHEN.“


Helmut Rellergerd, der John-Sinclair-Erfinder, feiert am Sonntag, den 25. Januar 2015, seinen 70. Geburtstag. Unter dem Pseudonym Jason Dark schreibt Helmut Rellergerd seit 1973 Romane. Niemand erahnte den gigantischen Erfolg, als in der Romanheft-Serie GESPENSTERKRIMI der erste Sinclair-Band namens DIE NACHT DES HEXERS erschien. Heute hat Jason Dark über 1900 Romane geschrieben und der Geisterjäger John Sinclair ist zu einer Kultfigur geworden. Am 25. Januar 2015 feiert der Autor, der in der Nähe von Köln lebt, seinen 70. Geburtstag. Im Interview mit uns spricht er über den Schaffensprozess neuer John Sinclair-Abenteuer, seine Inspirationen und seinen Geburtstag.

Seit über 40 Jahren jagt John Sinclair nun schon die unterschiedlichsten übersinnlichen Wesen, hätten Sie sich das je träumen lassen?

Nein, als ich mit der Reihe anfing, dachte ich, die Geisterjägergeschichten seien eine Zeiterscheinung und danach würde ich wieder Krimis schreiben. Aber ich freue mich sehr, dass es nicht so gelaufen ist.

Am 9.12.2014 erschien der 1900ste Band der Romanhefte, woher nehmen Sie die Ideen für die zahlreichen Abenteuer von John Sinclair?

Die nehme ich aus dem Alltag. Einmal ging ich zum Beispiel mit meiner Frau spazieren und habe durch Zufall beobachtet, wie sich eine Haustür öffnete, aus der Leute einen großen, schweren Sack raustrugen. Da hatte ich natürlich gleich eine Idee für einen Roman, in dem ein toter Vampir in einem solchen Sack beseitigt wurde. Ich kann aus einer Mücke einen Elefanten machen. Alte Klöster interessieren mich zum Beispiel, das Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge, Atlantis, die Templer – es gibt unheimlich viele Sachen, über die man schreiben kann.

Personen aus Ihrer Umgebung oder aber auch Leute, die Sie auf Ihren Reisen getroffen haben, haben Sie schon zu einer Romanfigur inspiriert. Werden wir bald wieder mal eine reale Figur in Ihren Geschichten entdecken?

Meistens sind es tatsächlich Verwandte oder Freunde, die mich zu Romanfiguren inspirieren. Aber ab und zu baue ich auch Personen ein, die ich irgendwo treffe oder sehe. Mal schauen, wen ich in Leipzig auf der nächsten Buchmesse so alles entdecke.

Die Abenteuer von John Sinclair spielen in Großbritannien. Sie selbst waren noch nie dort – haben Sie vor, demnächst eine Reise dorthin zu unternehmen?

Nicht alle Abenteuer spielen in Großbritannien. Viele spielen in Deutschland, Frankreich oder auch in Irland, hin und wieder auch in Amerika und Süditalien. Ich selbst war noch nie da, aber ich werde in diesem Jahr eine Kreuzfahrt rund um Großbritannien machen, und bei der Gelegenheit kann ich mir das dann endlich mal genau anschauen.

Wie recherchieren Sie?

Ich lese viel und besitze unheimlich viele Bücher, egal zu welchem Thema, ich habe von allem etwas in der Bibliothek, vor allem populärwissenschaftliche Bücher. Im Moment lese ich ein „Spiegel Extra“-Heft über die Bibel, da kann man viele Anregungen finden. Die Bibel ist für mich und meine Romane generell eine wichtige Inspirationsquelle.

Die meisten Autoren schreiben zuerst die Geschichte und überlegen sich zum Schluss einen Titel. Sie machen es genau andersrum. Haben Sie Ihre Geschichten schon immer so geschrieben oder haben Sie diese Technik erst im Laufe der Zeit entwickelt?

Es fängt immer mit dem Bild an. Ich bekomme das Titelbild und überlege mir dazu dann eine Überschrift. Auf dem neuesten Bild ist ein, etwas abstrakter, Wald zu sehen, und deswegen heißt der aktuelle Roman im Moment VAMPIRWALD. Um Bild und Titel herum schreibe ich dann die Geschichte.

Sie schreiben Ihre Skripte seit jeher an der Schreibmaschine. Mögen Sie Computer nicht oder hat die Schreibmaschine eine inspirierende Wirkung für Sie?

Ich habe mal versucht, auf dem Computer zu schreiben, aber das packe ich nicht. Und es ist ja auch so: Wenn hier mal der Strom ausfällt, was schon ein paar Mal passiert ist, dann kann ich weiterschreiben, aber die Computerleute nicht.

Regelmäßig ein neues Skript abzuliefern ist bestimmt nicht leicht, geraten Sie dabei manchmal unter Druck?

Eigentlich nie. Ich habe immer einen sehr großen Vorsprung, deswegen stehe ich nie unter Zeitdruck.

Am 12. März erscheint die 100ste Folge der John Sinclair-Hörspiele. Waren Sie selbst schon einmal bei der Produktion dabei und haben vielleicht Tipps gegeben?

Ich war schon im Studio dabei und habe sogar mitgesprochen. Auch an Texten habe ich gefeilt, das ist alles schon vorgekommen. Aber in den letzten Jahren fehlte mir die Zeit dafür. Da die Hörspiele meistens in Berlin aufgenommen werden, ist die Reise einfach zu zeitaufwändig.

Haben Sie einen Lieblings-Sinclair-Band?

Nein, habe ich nicht, aber ich mag gerne Romane, in denen Vampire mitspielen. Richtig schöne alte Vampirromane.

Sie feiern am 25. Januar Ihren 70sten Geburtstag, haben Sie zu diesem Anlass etwas Besonderes geplant?

Meinen Geburtstag feiere ich in meiner Heimatstadt Dortmund mit meiner Familie. Ich habe eine sehr große Verwandtschaft, ziemlich viele Neffen und Nichten, Schwägerinnen und Schwäger. Meine Frau hat allein fünf Geschwister. Meine Tochter kommt natürlich auch mit ihren Kindern. Da kommen viele, verschiedene Generationen zusammen. Das wird ein großes Fest.