Florian Hilleberg aka Ian Rolf Hill
Florian Hilleberg aka Ian Rolf Hill

MAREK, DER PFÄHLER

Interview zur neuen Miniserie mit Autor Ian Rolf Hill aka Florian Hilleberg

Lieber Florian, schön, dass Du Dir die Zeit nimmst, ein wenig mit uns über die Miniserie „Marek, der Pfähler“ zu plaudern!

Sehr gerne!

Kannst Du Dich noch daran erinnern, wie oder wo Du dem Charakter Marek das erste Mal begegnet bist? War das in einem Hörspiel oder in einem Heftroman?

Ja, das erinnere ich noch sehr gut. Es war die Hörspielkassette „Der Pfähler“ aus der legendären Tonstudio-Braun-Serie. Übrigens auf einem Flohmarkt erworben, denn die Kassetten waren damals der heißeste Scheiß, nur leider nicht leicht zu bekommen und das Taschengeld war knapp gewesen. Dadurch hat man solche Dinge aber auch deutlich mehr zu schätzen gewusst als heute im Streaming-Zeitalter. Ich hatte Glück, dass mir gleich noch „Die Vampirfalle“ in die Hände fiel, der dritte Teil der Trilogie. Nur auf „Dracula gibt sich die Ehre“ musste ich noch ein paar Jährchen warten.

Wie ist die Idee entstanden, Marek zur zentralen Figur einer Miniserie zu machen?

Die Idee entstand während eines Telefonats mit dem Sinclair-Redakteur, der ebenfalls großer Fan von Marek ist. Zum Glück waren die ATLANTIS-LEGENDEN ein so großer Erfolg, dass ich sofort grünes Licht bekam.

Wie lässt sich Deiner Meinung nach die besondere Popularität Mareks im Fandom erklären?

Ich denke, das hat mehrere Gründe. Zum einen war Frantisek ein eher ungewöhnlicher Sidekick. Kein schlagkräftiger Freund oder Silberdämon, der dem Serienhelden körperlich überlegen war, sondern ein eher bodenständiger Haudegen, der einen normalen Beruf ausübte und deutlich älter als der Held war. Gleichzeitig verkörperte Marek die düstere Gothic-Atmosphäre der Horror-Filme des britischen Filmstudios HAMMER wie keine andere Figur.

Du bist ja ein ausgesprochen erfahrener Sinclair-Autor. Ist es dennoch etwas Besonderes für Dich, einer Figur wie Marek neues Leben einzuhauchen?

Absolut. Gerade den Figuren, mit denen man aufgewachsen ist, begegnet man als Schriftsteller mit einer ganz besonderen Ehrfurcht. Die Fallhöhe ist einfach sehr fiel größer als bei anderen Figuren. Umso mehr, wenn die Figur ein echter Fanliebling ist. Das zeigt sich schon darin, wie tief Marek im Gedächtnis der Fans verwurzelt ist, obwohl er gar nicht so wahnsinnig viele Auftritte hatte, gemessen an der Zahl der erschienenen Romane.

Kannst Du den Inhalt der Miniserie grob anteasern, ohne unserer Leserschaft damit schon zu viel zu verraten?

Die Miniserie schließt nahtlos an die erste Vampirtrilogie an, in der John und Marek zum ersten Mal aufeinandertreffen. Frantisek und Marie Marek bekommen ein Telegramm von ihrem Sohn, der vor Jahren angeblich von einem Vampir geraubt worden war. Sie machen sich auf den Weg nach Bukarest, um ihren mittlerweile erwachsenen Sohn kennenzulernen. Der erzählt ihnen von einer Verschwörung der Vampire, an der Draculas Neffe Kalurac ebenso beteiligt war wie der Regierungschef Ceaușescu. Das Abenteuer entführt Marek und die geneigten LeserInnen in sechs Bänden quer durch Rumänien, an Orte, die mit Vlad III., dem historischen Dracula, eng verknüpft sind, ehe es in Petrila zum Grande Finale kommt.  
 

Der erste Band der Miniserie
Der erste Band der Miniserie

Die Serie spielt im Rumänien des Jahres 1978. Wie bist Du bei der Recherche vorgegangen, um Ort und Zeit glaubwürdig in Deiner Geschichte wiederzugeben? Und haben sich dabei manchmal Schwierigkeiten ergeben?

Zum einen habe ich viel gelesen. Das Buch „Auf Draculas Spuren“ von Radu Florescu und Raymond T. McNally, das auch in der Serie eine wichtige Rolle spielt, war mir bei der Beschreibung des sozialistischen Staates Rumänien eine große Hilfe. Ebenso wie Dan Simmons‘ Roman „Kinder der Nacht“ und natürlich das Internet, wo man auf diversen Video-Plattformen interessante Dokumentationen findet.

Hast Du im Rahmen der Vorbereitungen für die Miniserie Dinge über das damalige Rumänien gelernt, die Dir zuvor gar nicht bewusst waren?

Ja, durchaus. Vor allem was die Geschichte von Ceaușescu betrifft, insbesondere seine Außenpolitik. Dass ein Diktator in einem sozial geschwächten Land an die Macht kommt, ist eine Sache, doch dass er sich so viele Jahre halten konnte, eine ganz andere. Auch die Anweisung jedes Paar solle mindestens fünf Kinder zur Welt bringen und die daraus resultierende Kinderarmut inklusive der überfüllten Waisenhäuser entspringen leider nicht meiner Fantasie.

Darf man aufgrund des Settings davon ausgehen, dass es sich bei der Miniserie um eine klassische Gruselstory handelt? 

Ja, in gewisser Weise schon. Natürlich musste ich der damaligen politischen Situation Rechnung tragen, ein Thema, das nicht nur mir, sondern auch meinem Redakteur am Herzen lag. Aber natürlich wurde ich beim Schreiben auch von den klassischen HAMMER-Filmen inspiriert. Allen voran „Dracula“, „Blut für Dracula“ und „Draculas Rückkehr“, aber auch „Tanz der Vampire“ sowie neuere Produktionen wie beispielsweise die Dracula-Filme mit Frank Langella und Gary Oldman (bis heute einer meiner Lieblingsfilme). Zu dem zweiten Band ließ ich mich von Filmen wie „Das erste Omen“ oder auch „The Nun I & II“ inspirieren. Gerade letztere weisen eine unheimliche dichte Atmosphäre auf, als würde man einen verfilmten GESPENSTER-KRIMI sehen. Was viele nicht wissen, ist, dass es einen rumänischen Film gibt, der sich mit dem Wirken des historischen Dracula, Vlad III., auseinandersetzt, in dem Dracula tatsächlich als Volks- und Nationalheld gefeiert wird: „Das wahre Leben des Fürsten Dracula“ aus dem Jahr 1979 (der Film ist also ein Jahr nach den in MAREK, DER PFÄHLER geschilderten Ereignissen herausgekommen). In Auftrag gegeben wurde dieser Film übrigens von Ceaușescu persönlich. Hierzulande erschien der Streifen schließlich unter dem Titel „Vlad – der Pfähler“. Er ist unter anderem auf DVD erschienen und auf der Streaming-Plattform Prime Video verfügbar. Regie führte Doru Nastase, die Hauptrolle spielte Stefan Sileanu.

Nach den „Atlantis Legenden“ ist „Marek, der Pfähler“ Deine zweite Miniserie aus dem John-Sinclair-Kosmos. Welche Vorzüge hat das Format Miniserie für Dich als Autor im Vergleich zu den wöchentlich erscheinenden Romanen der eigentlichen Sinclair-Reihe? Und konfrontiert Dich eine Miniserie auch mit besonderen Herausforderungen?

Einer der Vorteile ist natürlich die Limitierung auf sechs Bände. Die LeserInnen wissen, dass es keine weitere Endlosserie ist, die im schlimmsten Fall nach wenigen Bänden eingestellt wird, ohne dass die Story zu einem vernünftigen Abschluss gebracht wird. Für mich als Autor bedeutet das aber auch, dass ich mich richtig austoben kann, ohne auf die Handlungsstränge anderer Autoren Rücksicht nehmen zu müssen. Natürlich musste ich viel recherchieren, um Widersprüche mit der laufenden Serie zu vermeiden, aber das ist schließlich selbst erwähltes Leid ... Ein weiterer Vorteil ist, dass ich gerade bei den ATLANTIS-LEGENDEN auf eine Weise ausholen konnte, wie es in der laufenden Heftserie nicht möglich ist. Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, jeden Band so spannend wie möglich zu gestalten und dabei nicht den Roten Faden aus den Augen zu verlieren. Beim Schreiben eines Sieben- oder achthundert-Seiten-Epos ist es vielleicht nicht ganz so tragisch, wenn es 50 oder 100 Seiten lang mal etwas ruhiger zugeht. Wenn die Story jedoch monatlich in kleinen Häppchen erscheint, ist man als Autor schon bemüht, jedes einzelne so geschmackvoll wie möglich zu gestalten, um die LeserInnen bei der Stange zu halten.

Wenn Du Dir ein Thema wünschen könntest, worüber würdest Du dann zukünftig gerne eine Miniserie schreiben?

Da gibt es einige. Neben der Fortsetzung der ATLANTIS-LEGENDEN, sind es vor allem die Abenteuer von Richard Löwenherz, der ja in Sinclair wiedergeboren wurde und ebenfalls Träger des Kreuzes war. In dem Roman „Im Tempel der Schlange“ habe ich bereits ein Vergangenheits-Abenteuer aus der Sicht von Richard Löwenherz geschildert und bin auf den Geschmack gekommen. Tatsächlich bieten aber alle früheren Leben von Sinclair reichlich Stoff für tolle Miniserien. Sei es nun der Templer-Führer Hector de Valois oder der Prophet Hesekiel. Aber auch eine Soloserie mit Mandra Korab würde mich reizen. Der indische Dämonenjäger kommt in der Hauptserie leider viel zu kurz.

Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Ich habe zu danken! Es hat großen Spaß gemacht, diese außergewöhnlich schönen Fragen zu beantworten.